Nach der langen Zeit der Pandemie ist es nun endlich wieder für größere Gruppen möglich ein wichtiges kulturelles Ereignis, wie das Theater, zu erleben und für viele junge Leute ist es auch das erste Mal. Passend zum Unterrichtsthema „Romane des 21. Jahrhunderts“, besuchten auch wir Schüler im Rahmen unseres Deutschkurses mit unseren Lehrern am Abend des 16. Mai 2022 das neuartige und erfrischende Theaterstück „GRM Brainfuck“, welches von dem Regisseur Sebastian Nübling inszeniert und erstmals im Jahr 2021 auf die deutschen Bühnen gebracht wurde. Die Vorlage für das Stück bot der gleichnamige dystopische Roman der deutsch-schweizerischen Autorin Sybille Berg, welcher im April 2019 erschien und als deutscher Bestseller seinen Erfolg feierte.

Die Werke der Autorin Sybille Berg wurden schon häufig im Rahmen des Deutschunterrichts thematisiert, doch im Theater durften wir uns noch einmal tiefgründiger mit dem Zusammenhang von Literatur und Realität auseinandersetzen. Man könnte meinen, dass sich Sybille Bergs Romans in das Genre der Science-Fiction einordnen lässt, indem eine Zukunftsvision der zentralen Problematiken unserer heutigen Gesellschaft thematisiert wird. Darunter nicht nur die für unsere Zukunft signifikante Digitalisierung in Form einer allumfassenden digitalen Überwachung sowie die Technifizierung und Monetarisierung des Gefühlslebens, sondern auch die immer wieder gleichen Themen Rassismus, Ökonomisierung all unserer Lebensbereiche und allgemeine Ungleichheiten. Doch liegt diese Zukunftsvision tatsächlich in so ferner Zukunft?

Verkörpert werden die Verzweiflung und Lebenssehnsucht der Menschen durch eine Gruppe sozial geächteter Jugendlicher, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen, indem sie sich von der Fremdbestimmung loslösen. Sie versuchen, sich gegen das System und seine Erwartungen aufzulehnen, und tanzen wortwörtlich aus der Reihe.

Ihre Titelmusik ist dabei passend zum Titel des Stücks. GRM steht hierbei für die Musikrichtung Grime. Sie hat ihren Ursprung in England, wo auch die Handlung der Geschichte stattfindet. Als eine der größten musikalischen Revolutionen, welche von Protest, starkem Bass und wütenden Texten geprägt ist, ist sie ideal, um die Ziele und den Zorn der Jugendlichen, welchen man in ihren individuell erzählten Geschichten hautnah zu spüren bekam, zu repräsentieren. Ihre Tanzeinlagen auf der sich drehenden Plattform verliehen all dem noch mehr Ausdruck. So schafften es die Darsteller, die ernsten und aktuellen Themen spannend und kreativ zu verpacken, welche insbesondere junge Leute aktiv ansprechen soll. Somit konnten wir Schüler uns sehr gut mit der Thematik identifizieren und die Darstellung der erschreckenden Aspekte unserer heutigen Zeit gespannt aufnehmen.

Das Stück wirkt auf den ersten Blick einfach konstruiert. Eine dystopische Wirklichkeit, Gut gegen Böse, eine angestrebte Revolution. Das hat man alles auf gewisse Weise schon gesehen. Doch die angekündigte Revolution findet nicht statt und alles bleibt wie zuvor. Verpackt in ein kunstvolles und kreatives Bühnenbild wird eine ernste und plakative Botschaft übermittelt. Fast wie eine Warnung vor einer nicht allzu fernen Zukunft, die zum Nachdenken und Diskutieren anregt.

Insbesondere für junge Leute sind solche kulturellen Ausflüge eine große Bereicherung. Thematiken wie diese regen einen zum Denken über unsere heutige Welt an. Es ist mehr als gute Unterhaltung. Als Schüler können wir anderen Klassen, Ausflüge wie diese nur empfehlen.

Das Thalia Theater unterstützt außerdem schon länger aktiv Hilfsorganisationen der Ukraine. Teile der Einnahmen und die anschließenden Spenden gingen direkt an diese Organisationen, wodurch wir als Schule mit unseren kulturellen Ausflügen eine solche Aktion noch unterstützen können.

Text: Rebecca Brinkmann und Saskia Meyer