Am vergangenen Dienstag, den 06.06.2023, besuchte Rainer Eppelmann die IGS-Seevetal auf dem Hittfelder Peperdieksberg. Als evangelischer Pfarrer und ehemaliger DDR-Bürgerrechtler sowie Politiker leistet Herr Eppelmann heutzutage Aufklärungsarbeit über die Umstände in der ehemaligen DDR. Dies beinhaltet u. a., dass er den Schüler/innen, als eine der bekanntesten Persönlichkeiten der friedlichen Revolution 1989/90, von seinen Erfahrungen und Erinnerungen berichtet und ihnen zudem bei Fragen zur Verfügung steht. Diese große Chance, von einem Zeitzeugen über vergangene Zeiten und Ereignisse aufgeklärt zu werden, die jener am eigenen Leib erleben musste, ließ sich unser 11. Jahrgang und alle Geschichtskurse des 12. Jahrgangs nicht entgehen. Die Schüler/innen bereiteten sich in der Woche vor dem Zeitzeugengespräch ausgiebig auf den historischen Kontext und das wissenschaftliche Arbeiten mit Zeitzeugen vor, sodass diese voll und ganz von der Möglichkeit dieses Gesprächs profitieren konnten.
Vorbereitet und voller Neugier trafen sich die Jahrgänge mit Herrn Eppelmann um 11:30 Uhr in der Aula der IGS-Seevetal. Nachdem Herr Eppelmann von Herrn Boldt mithilfe einer kleinen Biografie vorgestellt und begrüßt wurde, übernahm Herr Eppelmann die Leitung und berichtete über die Zeit in der ehemaligen DDR und über die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990. Dabei erzählte er von einzelnen Ereignissen, wie beispielsweise von den damaligen Bürgerwahlen in der DDR und den Missständen in der sogenannten Deutschen „Demokratischen“ Republik. So soll es eine Wahl gegeben haben, bei der 70 Prozent der Stimmen nicht reichten, um eine neue Regierung aufzustellen, in der die SED keine Rolle spielte. Anhand verschiedener Beispiele zeigte Herr Eppelmann, wie die erklärte Demokratie eher einer Diktatur entsprach. Der Kern seiner Rede, dass die DDR weit von einer Demokratie entfernt war, wurde damit immer wieder hervorgehoben. Wie ein roter Faden hat sich dieser Kern bis zum Ende gezogen. Zum Ende der Erzählungen formulierte Herrn Eppelmann einen Wunsch: Er wünscht sich, mindestens 93 Jahre alt zu werden. Mit 93 Jahren würde Herr Eppelmann ein Jahr lang länger in einer Demokratie leben als in einer Diktatur, wie er es 46 Jahre lang in der DDR musste. Ebenso sehr, wie Herr Eppelmann sich dies selbst wünscht, wünscht er es den nachkommenden Generationen. Mit diesem Wunsch beendete Herr Eppelmann seine Rede, aus der klar hervorging, wie wichtig ein demokratisches System ist und viel wichtiger, dass ein jeder Partei ergreifen kann und sollte, um auf Missstände in seinem/ihrem Leben hinzuweisen und diese auch zu verbessern. Im Anschluss an die Erzählungen Eppelmanns fand eine Fragerunde statt, in der es den Schülern gestattet, war Herrn Eppelmann Fragen zu stellen. Auch hier kannte das Interesse der Schüler/innen keine Grenzen. >Zum Abschluss des Zeitzeugengesprächs hob Herr Eppelmann noch einmal hervor, wie viel Freude er dabei hat, seine Erinnerungen und Erfahrungen mit der jüngeren Generation zu teilen und dass er gerne erneut nach Seevetal in die IGS-Seevetal zurückkehren würde, sofern es sein gesundheitlicher Zustand zulässt. Somit können wir hoffen, dass uns Herr Eppelmann auch in Zukunft mit seiner Anwesenheit beehrt und dass auch die nachfolgenden Jahrgänge die Möglichkeit haben werden, an einem Zeitzeugengespräch teilzunehmen.
verfasst von Linus Müller (Jahrgang Solis)